Menschen mit geistiger Behinderung gehören zu den Corona-Risikogruppen und dürfen zurzeit weder in den Werkstätten arbeiten, noch in den Berufsbildungsbereich kommen. Damit die berufliche Qualifizierung weitergehen kann, setzt die Behindertenhilfe Wetteraukreis (bhw) auf alternative Angebote und geht mit den Teilnehmenden auch digitale Wege. Home-Schooling in Corona-Zeiten.

Junge Menschen, die nach der Schule bei der bhw eine Arbeit aufnehmen, oder Mitarbeiter, die sich neu orientieren wollen, bestimmen im Berufsbildungsbereich der bhw ihren Weg selbst. Zusammen mit den Bildungsbegleitern lernen sie hier ihre Stärken kennen und finden heraus, welchen Berufsweg sie einschlagen wollen. Sie können verschiedene Berufe ausprobieren, Praktika machen und haben Unterricht in kleinen Gruppen. Sie werden weitergebildet in Bereichen wie beispielsweise Berufskunde und Arbeitssicherheit, aber auch in Sozialkompetenz und Kommunikation.

Individuelle Lernangebote

Zurzeit dürfen die Teilnehmer wegen Corona aber nicht persönlich in den Berufsbildungsbereich der bhw nach Bad Salzhausen kommen. Stattdessen gibt es alternative Angebote. „Die Herausforderung dabei ist, auf jeden ganz individuell zuzugehen“, erklärt die Leiterin des Berufsbildungsbereiches, Bettina Kopp. Denn die Fähigkeiten der einzelnen Teilnehmer sind sehr unterschiedlich. Für jeden muss das passende Lernangebot gefunden und bereitgestellt werden. Der eine bekommt regelmäßig Arbeitsblätter per Post zugestellt. Andere arbeiten digital auf der Bildungsplattform „Überaus“. Hier gibt es viele multimediale interaktive Lernangebote in einem geschützten Arbeitsraum für die virtuelle Lerngruppe. „Ich kann jedem Teilnehmer entsprechend seiner Fähigkeiten und Förderziele Aufgaben aus den Bereichen Mathe, Deutsch, Arbeitsalltag und Berufsorientierung zuweisen. Besonders gut sind auch berufsfeldspezifischen Angebote“, so Kopp. Auch eigene digitale Lernangebote kann die bhw auf diesem Weg zur Verfügung stellen. Und das alternative Angebot wird gut angenommen. Viele Teilnehmer arbeiten aktiv mit, per Computer oder in der Smartphone-App. Besonders beliebt ist die Chatfunktion. „Hier tausche ich mich regelmäßig mit den Teilnehmern aus, wir besprechen die Aufgaben und Lerninhalte“, sagt Kopp. Aber auch ganz alltägliche Themen und Sorgen kommen hier zur Sprache. „Ich merke, dass den Menschen zurzeit die gewohnte Struktur und der normale Tagesablauf fehlen. Sowohl die Teilnehmer als auch die Eltern erzählen mir immer wieder, dass sie für die Angebote und den regelmäßigen Kontakt per Chat oder Telefon dankbar sind, weil sie ein Stück weit die gewohnte Tagesstruktur aufrechterhalten“, erklärt die Fachkraft für Berufliche Integration.

Motivierende Projekte

Dass Lernen auch besonderen Spaß machen kann, erleben die Teilnehmer zurzeit zudem mit verschiedenen Projekten. „Ich habe mit den Teilnehmern die „Murmelbahn-Challenge“ gestartet“, schmunzelt Kopp. „Sie bekommen DIN A3 und DIN A4 Blätter, Klebestreifen und zwei Murmeln. Jeder baut seine eigene Murmelbahn. Der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Die Teilnehmer senden die Bilder ihrer fertigen Murmelbahn ein. Später werden die schönsten Murmelbahnen prämiert“, erklärt Kopp. Die Challenge läuft und die Teilnehmer haben eine Menge Spaß beim Tüfteln und Ausprobieren.